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Die unbekannte Heldin unter den Palmen – und das Wunder, das sie möglich machte

  • Autorenbild: Stefan
    Stefan
  • vor 2 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Wir suchen Olivers Lebensretterin


Die letzten Wochen waren voller Berichterstattung – vor allem in den USA, aber auch in Mexiko und in Deutschland.

Manchmal können wir es selbst kaum glauben, was wir alles erlebt haben.


Wir könnten stundenlang erzählen – über Oliver, den Unfall, die Zeit im Krankenhaus in Mexiko, die Prognosen, dass er sterben wird, die Wochen nach seiner Entlassung, wie wir Dr. Bydon gefunden haben, das Wunder mit der Stiftung, die Operationen in Chicago, Herzstillstände, Schlaganfälle und wie sich Oliver Stück für Stück zurückkämpft.


Wie weit es gehen wird, weiß niemand. Oder vielleicht weiß es nur Oliver.

Aber es gibt Hoffnung. Hoffnung, dass er viel zurückgewinnen kann, vielleicht sogar fast alles.

Diese Hoffnung treibt Laura und mich jeden Tag an. Wir verbringen unglaublich viel Zeit an seiner Seite.



Liebe als Antrieb


Ich denke oft an den Unfall. Oft auch an den Moment, als ich realisiert habe, dass Oliver tot ist.

Im Augenblick, in dem ich ihn verloren habe, habe ich meine ganze Liebe für ihn gespürt.


Diese Liebe hat mich angetrieben, seinen Gurt zu öffnen und ihn durch das zerbrochene Fenster nach draußen zu geben.

Ich hätte auch einfach erstarren können, aus Angst ihn anzufassen. Aber irgendetwas in mir – vielleicht Liebe, vielleicht Instinkt, vielleicht beides – hat mich dazu gebracht, ihn zuerst nach draußen zu geben, obwohl ich wusste, dass kein Leben mehr in seinem kleinen Körper war.



Zwischen Leben und Tod


Heute reden wir über die Wunder, über die Operationen, über seinen Willen zu leben und darüber, wie er seine Situation annimmt.

Jede Reportage erinnert uns daran, was wir durchgemacht haben und wie selten und unwahrscheinlich es ist, dass ein Kind mit einem Jahr und zehn Monaten überhaupt einen solchen Unfall überlebt.


Ich habe selbst viel recherchiert und herausgefunden, dass 90 Prozent der Kinder mit einer solchen Verletzung auf dem Weg ins Krankenhaus sterben.


Da Oliver nicht gelebt hat, sein Herz nicht geschlagen hat, konnte er auf dem Weg ins Krankenhaus nicht sterben.

Bei ihm war es umgekehrt. Er kam im Krankenhaus zurück ins Leben.



Der Kreis unter den Palmen


Wie es dazu kam, haben Laura und ich erst vor kurzem zusammen besprochen.

Laura erinnert sich nicht an den Unfall, sie weiß nicht, was passiert ist. Ich habe ihr erzählt, was ich wahrgenommen habe.


Ich wusste, dass Oliver draußen auf dem Grünstreifen unter den Palmen lag, umgeben von Menschen, die versuchten, ihn zu reanimieren.

Ich konnte nicht viel sehen, die Airbags hingen vom Dach, und ich versuchte gleichzeitig, die Zwillinge aus dem Auto zu holen.


Sie haben gelebt, aber ich wusste nicht, ob sie innere Verletzungen hatten.

Ich gab zuerst Sebastian, dann Julian nach draußen.


Als ich endlich draußen war, waren meine Kinder weg. Kein Krankenwagen war da, aber sie waren schon fort.

Ich wusste nicht wohin. Ich wusste nur, dass Oliver nicht lebt.



Das erste Wunder


Was ich damals nicht wusste, war, dass genau in diesem Moment eines der ersten Wunder geschah – und eigentlich die Grundlage dafür, dass wir heute noch eine Familie sein dürfen .


Als der Unfall passierte, gab es viele Zeugen. In einem dieser Autos war auch eine Ärztin.

Sie war eine der Personen in dem Kreis unter den Palmen.

Sie begann zusammen mit meiner Schwägerin Ana mit der Reanimation.


Die ganze Familie war vorher in vier Autos zusammen unterwegs.

Als der Unfall passierte, waren deshalb sofort alle da.

Weil der Ort so abgelegen war und ein Krankenwagen viel zu lange gebraucht hätte, beschlossen mein Schwager Antonio und seine Frau Ana, Oliver und die Zwillinge selbst ins Krankenhaus zu bringen – die Ärztin fuhr mit.


So wurde Oliver auf der Rückbank für 10 bis 15 Minuten abwechselnd von Ana und dieser Ärztin reanimiert.

Im Krankenhaus übernahmen dann die Sanitäter und Ärzte – und nach weiteren zehn Minuten kam Olivers Herzschlag zurück.


Das war der Moment, der alles verändert hat.

Der Moment, der uns heute erlaubt, noch zusammen zu sein.



Menschen, die nicht aufgegeben haben


Es ist nicht leicht, darüber nachzudenken, was an diesem Tag und in den Minuten danach passiert ist.

Aber Menschen, die wir lieben – und auch völlig Fremde – haben alles getan, damit Oliver zurückkommt.

Und das ist umso erstaunlicher, weil sie bestimmt gespürt haben, dass in seinem Nacken etwas nicht stimmt.

Aber sie haben nicht aufgegeben. Keiner von ihnen hat aufgegeben.


Es war ja nicht ihr Kind. Und genau das macht es so unglaublich.

Dafür werden wir für immer dankbar sein.


Auch die Entscheidung, mit Oliver nach Mexiko-Stadt zu fliegen – einfach unglaublich.

Laura und ich waren selbst noch im Krankenhaus, als Antonio und Ana mit Oliver geflogen sind, obwohl sie selbst drei Kinder dabei hatten und diese selbstlos zurück gelassen haben.


Wir suchen Olivers Lebensretterin


Mit allem, was wir erlebt haben, konnten wir fast alles mitverfolgen, teilen und dokumentieren.

Nur die ersten, entscheidenden Minuten nach dem Unfall nicht.


Wir sind meiner Schwägerin Ana, meinem Schwager Antonio und dem Rest der Familie vor Ort unendlich dankbar – für alles, was sie organisiert, entschieden und getan haben als wir es nicht selber konnten.

Und wir sind auch dieser Ärztin oder Krankenschwester von ganzem Herzen dankbar.


Wir wissen nicht, wer sie ist. Vielleicht war sie im Urlaub, vielleicht lebt sie dort.

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Wir wissen es nicht. Es wurden keine Namen ausgetauscht, keine Nummern, keine Fotos. In diesem Moment war das auch egal.

Aber jetzt, Monate später, möchten wir wissen, wer diese Person ist – die Frau, die Oliver mit das Leben gerettet hat.

Vielleicht folgt sie uns hier, vielleicht möchte sie unerkannt bleiben.

Vielleicht kennt jemand jemanden, der ein Kind am 17. April 2025 zwischen 14:50 und 15:30 Uhr auf einem Grünstreifen unter Palmen in der Nähe des Flughafens Zihuatanejo, und der Playa Larga reanimiert hat.


Wenn ja – bitte melde dich bei uns. Dies würde uns die Welt bedeuten!



 
 
 

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