Ein normaler Tag in unserem neuen Leben
- Stefan

- 1. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Wir werden oft gefragt, wie ein „normaler“ Tag in unserem neuen Leben aussieht. Besonders von unserer eigenen Familie.
Die Wahrheit ist: Alles dreht sich um Oliver. Da er das Haus immer noch nicht verlassen kann, sind wir praktisch immer zu Hause. Heute war einer dieser Tage, die perfekt zeigen, wie unvorhersehbar alles geworden ist. Aber lasst mich von vorne beginnen.
Pip und Freddy – unsere beiden neuen Mitbewohner, die Kanarienvögel – sind gestern in ihren neuen dreistöckigen Käfig gezogen. Es klingt riesig, aber 90 cm Höhe machen tatsächlich einen großen Unterschied und für Oliver ist es etwas Neues, das zu beobachten. Seine kleinen Freunde beim Baden, Fressen und einfach ihrem Vogelleben zuzusehen, ist für ihn ein Highlight.

Gegen 11 Uhr machte er mit Papa ein Nickerchen. Danach wollte Oliver ins Wohnzimmer. Dort verbrachte er mit seinen Brüdern etwas Zeit vor dem Fernseher. Nach dem üblichen Mittagsregen machten wir einen kurzen Spaziergang nach draußen, um noch ein paar Vögel zu beobachten.
Auf halbem Weg musste Oliver plötzlich abgesaugt werden. Da bemerkten wir, dass unser Gerät nicht richtig funktionierte – es saugte kaum noch. Also mussten wir wieder nach Hause. Oder besser gesagt: so schnell wie möglich mit dem ganzen Equipment.
Zurück im Haus versuchten wir es erneut, aber es funktionierte immer noch nicht richtig. Also musste einer von uns losgehen und ein neues Gerät kaufen.
Später am Abend stieg Olivers Puls, und wir wussten zunächst nicht, warum. Dann sagte er ständig „Pipi“. Er spürte seine Blase, und wir merkten, dass sein Katheter nicht richtig entleerte. Auch das tägliche Spülen half nicht. Also versuchten wir, Oliver zum selbstständigen Pinkeln zu animieren. Erstaunlicherweise klappte es teilweise. Am Ende wog seine Windel 300 Gramm. Es dauerte eine Weile, denn Oliver kann nur stoßweise Urin abgeben. Aber „nur“ ist das falsche Wort – es grenzt an ein Wunder, dass er überhaupt das Gefühl einer vollen Blase hat und es überhaupt kontrollieren kann, wenn auch nur tröpfchenweise.
Natürlich riefen wir unseren Arzt an. Zum Glück war seine Praxis ganz in der Nähe. Der Katheter wurde gewechselt, und dabei verzog Oliver das Gesicht und bewegte sich heftig mit allen Gliedern.
Mittendrin hatten wir auch noch Besuch von Freunden, die wir sonst nur auf unseren Mexiko-Reisen kennen und die nun fast nebenan wohnen. Leider konnten wir ihnen nicht viel Zeit widmen. Aber auch das gehört zu unserem neuen Leben dazu: die unvorhersehbaren Dinge. Heute waren es das kaputte Absauggerät und ein Katheter, der nicht mehr funktionierte.
Das ist unser „Normalzustand“.




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