top of page

Lernt Oliver kennen – unser Wunschkind


Ein lang ersehnter Traum

Oliver kam am 1. Juni 2023 um genau 10:00 Uhr per Kaiserschnitt im Klinikum Heidenheim zur Welt. Doch seine Geschichte begann schon viel früher.


Oliver war ein Wunschkind. Nach unseren Zwillingen Julian und Sebastian träumten wir von einem dritten Baby – am liebsten von einem Mädchen. Der Gedanke, dass die beiden älteren Brüder die beschützenden Wächter ihrer kleinen Schwester sein würden, ließ uns das Herz schmelzen. Doch Oliver wäre nicht Oliver, wenn er diesen Plan so leichtfertig akzeptiert hätte.


Von Anfang an erwies er sich als der Stärkste. Wir alle wissen, dass das Leben mit einem Wunder beginnt: Jeder von uns kämpfte einst gegen etwa 200 Millionen Spermien um die Chance auf Leben. Oliver war derjenige, der es schaffte.


Obwohl der erste Schwangerschaftstest negativ ausfiel, konnte das für mich als Vater nicht stimmen. Nur wenige Tage später bestätigte der Arzt, was ich bereits wusste: Oliver war unterwegs. Die Freude war überwältigend.




Probleme während der Schwangerschaft

Der Weg verlief jedoch nicht ohne Höhen und Tiefen. In der achten Schwangerschaftswoche, an einem Samstagabend, bekam Laura plötzlich eine Blutung. Die Angst vor einem vorzeitigen Ende der Schwangerschaft kam wieder hoch. Wir waren zu dieser Zeit bei meinen Schwiegereltern in Mexiko, und es war nicht einfach, an einem Samstagabend einen Gynäkologen zu finden. Als wir endlich einen fanden, war die Diagnose eindeutig: Risikoschwangerschaft. Laura wurde wochenlang strenge Bettruhe verordnet und durfte das Bett nur zum Toilettengang verlassen.


Am 23. November, in der zwölften Woche, erfuhren wir, dass die Wahrscheinlichkeit hoch war, dass es ein Mädchen wird. Doch Oliver hatte seinen eigenen Plan. Nach der zwanzigsten Woche gab uns unser Arzt einen versiegelten Zettel. Laura und ich öffneten ihn heimlich beim Abendessen. Darauf stand: Niño . Zuerst waren wir etwas enttäuscht, doch bald wich diese Freude: Die Schwangerschaft verlief gut, ohne Anzeichen von Krankheit oder Komplikationen. Das Wichtigste war, dass wir auf dem Weg waren, drei gesunde Kinder zu bekommen.


Als bei der Feier zur Bekanntgabe des Geschlechts blaues Konfetti auftauchte, erwarteten manche vielleicht eine Enttäuschung. Doch es gab keine – nur Freude. Ich begann mir ein Leben mit drei Jungs vorzustellen: Sport, Fußballspiele und wilde Spielchen. Meine Aufregung wuchs.




Geburt von Oliver

Am 1. Juni 2023 war es endlich soweit. Oliver kam per geplantem Kaiserschnitt, dem zweiten des Tages, um genau 10:00 Uhr zur Welt.


Ich konnte Blut noch nie gut sehen, und selbst die Anwesenheit im Operationssaal war für mich eine Herausforderung. Als unsere Zwillinge während der Pandemie geboren wurden, war das Durchtrennen der Nabelschnur nie eine Option gewesen. Doch dieses Mal reichten mir die Ärzte die Schere. Obwohl ich gesagt hatte, dass ich nicht wollte, durchtrennte ich die Nabelschnur. Rückblickend glaube ich, dass es symbolisch war. Meine Bindung zu Oliver war von Anfang an unglaublich stark.


Die erste halbe Stunde seines Lebens hielt ich ihn Haut an Haut auf meiner Brust. Ich versprach ihm damals, dass ich ihn immer beschützen würde.


Eine fünfköpfige Familie werden

Die ersten drei Tage im Krankenhaus fühlten sich seltsam an. Unsere Zwillinge hatten jahrelang im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit gestanden. Plötzlich rückte dieses kleine Baby in den Mittelpunkt. Wir machten uns Sorgen, wie Julian und Sebastian reagieren würden – aber Oliver wurde sofort zu ihrem kleinen Bruder, den sie liebten und beschützten.


Von diesem Moment an begann die starke Bindung zwischen den drei Jungen zu wachsen.



Wer war Oliver?

Von Anfang an war klar: Oliver war weder Julian noch Sebastian. Er hatte blondes Haar wie Sebastian, aber Pausbäckchen wie Julian. Er hatte ein kleines Muttermal auf dem Bauch und ein kleines Grübchen auf der rechten Wange, wenn er lächelte. Sein Lachen war ansteckend und sein Appetit war immer gesund – er gedieh und wurde stark.


Anders als die Zwillinge, die ständig miteinander verglichen wurden, schien Oliver einfach mit sich im Reinen zu sein. Er war ein pflegeleichtes Baby: nicht quengelig, schlief nachts gut und begrüßte jeden Tag mit einem Lächeln. Sein Grinsen konnte einen Regentag in einen sonnigen Tag verwandeln.



Erster Geburtstag im Regen

Die Monate vergingen wie im Flug, und Olivers erster Geburtstag rückte näher. Wir hatten eine große Feier in unserem Garten in Deutschland geplant – 30 Gäste, Kinder und Erwachsene, genau wie die Zwillinge ihren ersten Geburtstag in Mexiko gefeiert hatten. Und der 1. Juni 2024 fiel auf einen Samstag – perfekt.


Doch dann kam einer der schwersten Regenstürme seit Jahren. Drei Tage lang hörte der Regen nicht auf. Unsere Zelte wurden überflutet, der Garten verwandelte sich in einen Sumpf. Schweren Herzens mussten wir die Feier absagen. Olivers erster Geburtstag fiel buchstäblich ins Wasser.

ree


Erste Schritte, Tanzen und Worte

Etwa zu dieser Zeit begann Oliver zu laufen. Als er es einmal raus hatte, gab es kein Halten mehr. Bald tanzte er – seinen ganz eigenen Stil mit kleinen Dribblingschritten und Drehungen. Wenn man ihn um ein Foto bat, nahm er oft seine typische Pose ein: nach links geneigt und mit einem breiten Lächeln.


Kurz darauf sprach er seine ersten Worte. Oliver war klug und wählte immer das einfachere Wort – egal ob aus dem Deutschen oder Spanischen. Er liebte es, mit seinen Brüdern zu malen, mit Lego zu bauen und Treppen zu steigen. Er war ein wilder Einzelgänger und beharrte oft auf „Allein!“ . Wenn wir versuchten, ihn beim Treppenabstieg zu stützen, protestierte er, kletterte wieder hinauf und begann von vorne.



Bereit für den Kindergarten

Oliver liebte Routine. Jeden Morgen brachte er die Zwillinge mit uns in den Kindergarten, dann zum Bäcker und schließlich in den Supermarkt, wo ihn alle herzlich begrüßten. Bald fragten wir, ob Oliver selbst in den Kindergarten gehen könne. Zu unserer Überraschung wurde ihm schon mit 20 Monaten ein Platz angeboten.


Im Februar ging es los. Schon die erste Stunde der Integration war pure Freude – Oliver wollte gar nicht mehr nach Hause. Aber Regeln sind Regeln. Die erste Woche war für ihn ein Highlight, ein Vorgeschmack auf ein neues Abenteuer.


Leider wurde der Eingewöhnungsprozess unterbrochen – Krankheiten, Personalmangel und schließlich unsere Entscheidung, im April sechs Wochen in Mexiko zu verbringen. Man war sich einig, dass die Integration danach von vorne beginnen musste. Bis dahin blieb Oliver zu Hause, oft enttäuscht. Er war morgens immer der Erste, der seine Schuhe anzog, während seine Brüder sich manchmal dagegen wehrten.



Besondere Zeit mit Mama & Papa

So blieb uns mehr kostbare Zeit miteinander. Um Laura zu unterstützen und für den Berlin-Marathon 2025 zu trainieren, ging ich mittags oft mit Oliver im Kinderwagen joggen. Wir entwickelten eine wunderbare Routine: Erst die Hühner auf dem Brenzelhof begrüßen, dann die Schafe und Ziegen und schließlich in den Wald laufen. Auf dem Schotterweg Richtung Taufenweiler schlief Oliver meist ein.


Die Ruhe im Wald, mein Sohn, der vor mir schläft – das hat den ganzen Alltagsstress weggenommen. Ich kam jedes Mal als anderer Mensch nach Hause. Diese Läufe gaben mir Ruhe und Oliver seinen Mittagsschlaf.

ree


Die Reise nach Mexiko

Am 2. April brachen wir nach Mexiko auf. In den Wochen zuvor hatten wir fast täglich Freunde und Familie besucht. Außerdem reparierte ich viele Dinge rund ums Haus, die ich lange aufgeschoben hatte – Dinge, die ich vor früheren Reisen nie gemacht hatte. Sogar die Thuja-Bäume in unserem Garten habe ich zum ersten Mal gestutzt. Irgendwie wollte ich, dass alles in Ordnung ist.


Am Abreisetag filmten wir unseren Weg vom Haus zum Auto. Anstatt direkt zum Flughafen zu fahren, besuchten wir unsere 90-jährige Tante Rosi im Krankenhaus. Rückblickend wirken all diese kleinen Details fast symbolisch – als hätten wir gespürt, dass sich etwas ändern würde.

ree

 
 
 

Kommentare


bottom of page